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“Bereit für die Zukunft” – Lesetipp

Stellen Sie sich vor, heute ist der 31.12.2033 und Bargeld ist ab morgen Geschichte. Der DEURO, der digitale Euro, tritt in Kraft, und ganz Deutschland feiert mit Motto-Partys unter dem Motto „Wir werfen das Geld aus dem Fenster“, bei denen Geldscheine als Konfetti dienen. Wie fühlen Sie sich dabei? Sind Sie bereit, in dieser neuen Realität zu feiern, oder hängen Sie nostalgischen Erinnerungen an das Bargeld nach?

Willkommen in der Welt von Jane McGonigal, die uns in ihrem Buch “Bereit für die Zukunft” dazu ermuntert, die Zukunft nicht nur gedanklich zu entwerfen, sondern aktiv mitzugestalten. Ihr Ansatz des spielerischen Denkens eröffnet uns ein Universum der Möglichkeiten. Stellen Sie sich Ihr Unternehmen als Spielfigur vor: Wie würden Sie agieren, wenn die Regeln des Spiels sich ständig verändern? Die Zukunft, so McGonigal, ist weniger unvorstellbar, als wir denken. Indem wir unser Gehirn trainieren, Szenarien durchzuspielen und “Was wäre wenn”-Fragen zu stellen, erweitern wir unseren Horizont. Was wäre, wenn Steuerzahlungen freiwillig wären oder der individuelle Besitz eines Autos verboten?

Heute in 10 Jahren

McGonigal empfiehlt, sich 10 Jahre in die Zukunft zu denken. Denn zehn Jahre reichen aus, um die Gesellschaft und sein eigenes Leben drastisch zu verändern.

Mit anderen Worten: Dinge, die sich heute noch in der Experimentierphase befinden, können in nur zehn Jahren allgegenwärtig sein und die Welt verändern. Ein gesellschaftlicher Wandel, der heute unwahrscheinlich oder unvorstellbar erscheint, kann sich in zehn Jahren durchgesetzt haben.

Das hängt mit einem psychologischen Phänomen zusammen, der »Zeitgeräumigkeit«. Es entspannt und beflügelt uns, wenn wir glauben, dass wir genug Zeit haben, um wirklich etwas zu bewegen – unsere Optionen abzuwägen, einen Plan zu fassen und die Zukunft zu gestalten, so, wie wir sie wollen. Dieses Gefühl der Zeitgeräumigkeit kommt nicht auf, wenn wir nur in Tagen oder Wochen denken.

Die helle und die dunkle Vorstellungskraft

McGonigal ermutigt uns, sowohl helle als auch dunkle Zukunftsszenarien zu entwerfen.

  • Die helle Vorstellungskraft stellt die Frage: Was könnte Gutes passieren? Sie schafft Zuversicht, dass die Zukunft besser wird.
  • Die dunkle Vorstellungskraft stellt die Frage: Was könnte Schlechtes passieren? Sie macht uns bereit, uns künftigen Herausforderungen zu stellen.

Beide Perspektiven sind essenziell, um uns auf alle Eventualitäten vorzubereiten und macht uns resilienter für potenzielle Krisen.

Werden Sie zum Drehbuchautor Ihrer eigenen Zukunft

Wenn Sie eine mentale Zeitreise in die zehn Jahre entfernte Zukunft unternehmen, wechselt Ihr Gehirn die Perspektive. Das ist keine Metapher, sondern eine Tatsache. Wissenschaftler beschreiben diesen Wechsel als ein Umschalten von der ersten in die dritte Person Singular.

In der ersten Person tauchen Sie ganz in Ihre Gedanken und Gefühle ein. In der dritten Person entkommen Sie Ihrem Ich und haben eine objektivere und weitere Sicht.


Übung: Nehmen Sie sich dreißig Sekunden. Stellen Sie sich vor, wie Sie morgen früh aufwachen. Wie sieht das Zimmer aus, wer liegt neben Ihnen, was haben Sie an, was sehen Sie wenn Sie aus dem Fenster schauen. Malen Sie sich die Szene so detailliert aus wie möglich.

Dann in 1 Jahr – Dann in 10 Jahren

Nachdem Sie diese neue Erinnerung angelegt haben, passiert etwas Verblüffendes: Was für Ihr Gehirn früher unvorstellbar war, ist nun vorstellbar.

Mithilfe dieser »Erinnerung an die Zukunft« können Sie die Planung und Vorbereitung der Zukunft viel effektiver angehen.

Wissenschaftler sprechen hier von episodischem Zukunftsdenken, kurz EZD. Dabei handelt es sich um die Fähigkeit, in die Zukunft zu springen und ein künftiges Ereignis vorzuerleben.

Im Buch werden 10 Zukunftsszenarien unterschiedlichster Art präsentiert, mit denen Sie Ihr eigenes Zukunftsgehirn trainieren können. Einer unserer Favoriten ist der Tag des Dankeschön: Jedes Jahr erhalten Sie an diesem Tag zweitausend Euro vom Staat – natürlich steuerfrei. Die Hälfte ist für Sie. Die andere Hälfte müssen Sie in den nächsten vierundzwanzig Stunden verschenken, sonst verfällt die komplette Summe. An wen werden Sie spenden?

Fazit: Jane McGonigal zeigt uns, dass wir die Zukunft aktiv gestalten können – mit Kreativität, Flexibilität und einer spielerischen Herangehensweise. In einer Welt, die sich rasant verändert, sind es genau diese Eigenschaften, die uns helfen werden, kommende Herausforderungen nicht nur zu überstehen, sondern aus ihnen gestärkt hervorzugehen.

Podcast-Tipp: Die Leseoptimistin Episode 76 zu diesem Buch. delfi-net Moderatorin Angela Hamatschek bespricht 14-tägig mit einem anderen Leser Managementbücher, dabei tauschen sie ihre Aha-Momente beim Lesen und die Tipps, die sie aus dem Buch ziehen, untereinander aus.

Der Winter naht – Wie Sie mit Resilienz-Kompetenz gut durch schwierige Zeiten kommen

Winter is Coming ist der wohl bekannteste Spruch aus der Game of Thrones-Serie. Und angesichts der Ukraine- und Energiekrise scheint dieser Spruch nicht nur in den adeligen Häusern von Westeros geflüstert zu werden, sondern ist auch im hintersten Winkel Europas angekommen.

Wenn dann noch betriebliche oder private Probleme dazukommen, wird es oftmals schwer, einen kühlen Kopf und ein optimistisches Herz zu bewahren.

Je nach Persönlichkeitstyp fällt es dabei einigen Menschen leichter als anderen, Krisen zu bewältigen. Die Resilienz-Forschung hat in Studien dazu sieben Eigenschaften ausfindig gemacht, die Menschen widerstandsfähiger und anpassungsfähiger werden lassen. Und von diesem Wissen kann jeder profitieren, um in stürmischen Zeiten mental auf Kurs zu bleiben.

Die sieben Resilienz-Kompetenzen* mit jeweils einem Tipp, wie Sie diese stärken können:

1. Optimismus

Ist Ihr Glas halb leer oder halb voll? Eigentlich egal, denn wir können es immer wieder nachfüllen. Manchmal genügt schon ein Schuss Realität, um wieder klar sehen zu können. Denn weder die dauerhaft rosarote Brille noch das schwarz-weiße Jammertal bringen uns weiter.

Tipp: Beziehen Sie die Realität mit ein. Betrachten Sie Ihre Situation und schreiben Sie das bestmögliche Wunderszenario und den schrecklichsten Worst Case auf. Und fragen Sie sich dann, was am wahrscheinlichsten und realistisch passieren wird. Eine Faustformel lautet: 98 % der Dinge, über die wir uns im Vorfeld Gedanken machen, treten niemals ein.

Und falls Sie eher der pessimistische Typ sind, noch ein Extra-Tipp: Stehen Sie bewusst mit „dem rechten Fuß“ auf, d.h., der erste Gedanke morgens beim Aufwachen ist positiv. Legen Sie sich einen Satz zurecht, der Sie lächeln lässt, oder schauen Sie auf ein Bild, das schöne Erinnerungen weckt. Das stellt die Weichen für eine gute Grundstimmung, die im Laufe des Tages anhält.

2. Akzeptanz

„Warum passiert mir das immer? Das ist unfair! Das kann/darf doch nicht sein“ – wer mit seinem Schicksal hadert, kämpft ständig gegen sich selbst und dreht sich in der Vergangenheit im Kreis.

Es gibt Dinge, die können wir ändern – andere nicht. Wie heißt es so schön „Love it! Leave it! Accept it! Or Change it!“ Wer es schafft, das voneinander zu trennen und seinen Fokus auf das zu richten, was in seinem Einflussbereich liegt, kommt leichter durchs Leben.

Tipp: Überlegen Sie für Ihre derzeitige Situation: „Was ist fix, d.h., worauf habe ich keinen Einfluss? Was kann ich tun bzw. beeinflussen? Was kann ich noch nicht ändern?“, und treffen Sie dann entsprechende Entscheidungen, z.B.: „Ich stehe im Stau, ich kann mich jetzt ärgern, weil ich einen Termin verpasse, oder beim Kunden anrufen, dass ich später komme. Und künftig nehme ich eine andere Route.“

3. Lösungsorientierung

„Ein Problem lösen heißt, sich vom Problem zu lösen“, das wusste schon Johann Wolfgang von Goethe. Es hilft nichts, ein Problem bis in die hintersten Winkel zu analysieren. Es kommt darauf an, sich auf den Wunschzustand zu konzentrieren.

Tipp: Stellen Sie kluge Fragen, die den Fokus auf das Ergebnis richten, z.B.: Woran würde ich erkennen, dass das Problem gelöst ist? Was wäre dann anders, und wie würde ich mich dann fühlen? Wer würde die Veränderung noch bemerken, und wie?

4. Bindungen/Netzwerke

Wir sind soziale Wesen und brauchen andere Menschen um uns herum, um uns sicher zu fühlen. Dabei spielt die tatsächliche Unterstützung gar keine so große Rolle: Es genügt bereits das Gefühl eines starken Netzwerkes, damit es uns bessergeht.

Tipp: Suchen Sie sich ein Netzwerk mit Menschen, die positiv in die Zukunft blicken.

5. Selbstbestimmung

Jeder ist seines Glückes Schmied, oder sind Sie das ewige Opfer Ihrer Umstände? Wer immer mit dem Finger auf das Schicksal oder die anderen zeigt, macht es sich bequem. Denn dann müssen Sie Ihre Komfortzone nicht verlassen, bekommen Trost und Mitleid und brauchen keine Verantwortung für Ihr Leben übernehmen – und sich auch nicht vor sich selbst rechtfertigen, wenn mal was schiefgeht. Doch die Kehrseite ist das Gefühl der Hilflosigkeit und eine Negativspirale, die uns nach unten zieht.

Tipp: Machen Sie regelmäßig eine Energiebilanz. Zu wie viel Prozent ist Ihre Lebenslustbatterie gerade geladen? Antworten Sie aus dem Bauch heraus, wie Sie sich jetzt im Moment fühlen. Fragen Sie sich dann: Was und wer lädt meine Batterien auf? Was und wer saugt sie aus? Und schauen Sie dann noch mal zu Punkt 2 und treffen Sie Ihre Entscheidung, wovon Sie künftig mehr brauchen und von was oder wem Sie sich künftig trennen.

6. Selbstwirksamkeit

Wenn Sie überzeugt davon sind, Herausforderungen aus eigener Kraft zu bewältigen und Dinge zum Positiven verändern zu können, sind Sie für alle Widrigkeiten gut gewappnet. Doch gerade in schwierigen Zeiten scheinen die negativen Erlebnisse und Misserfolge zuzunehmen und lassen uns an uns zweifeln.

Tipp: Schreiben Sie ein Erfolgstagebuch. Dazu notieren Sie jeden Abend kurz die drei Dinge, die Ihnen heute gelungen sind oder Freude gemacht haben. Darauf können Sie dann zurückgreifen, wenn es mal nicht so gut läuft, und es zeigt, wie viel Sie insgesamt schon geleistet haben.

7. Positive Zukunftsplanung

Menschen mit Zielen befinden sich konsequent im Hier und Jetzt und nehmen ihr Leben selbst in die Hand. Und je klarer die Ziele, desto wahrscheinlicher werden sie erreicht. Dazu braucht es zwei Kräfte: die Willenskraft, also den Antrieb, ein bestimmtes Ziel zu erreichen, und die Tatkraft, also die Stärke, um die Maßnahmen auf dem Weg zum Ziel umzusetzen.

Tipp: Finden Sie Ihr Leitstern-Wort oder -Motto. Was treibt Sie an? Welches Wort/Motto ermutigt Sie? Woraus schöpfen Sie Kraft? Dieses Wort oder Motto können Sie immer wieder neu wählen, je nach Lebensphase oder grundsätzlich einmal pro Jahr neu küren. Dieses Wort oder Motto ist dann Ihr positiver Anker – in guten wie in schlechten Zeiten.

*Die sieben Kompetenzen variieren in der Literatur und werden auch sieben Säulen oder sieben Schlüssel genannt. Weitere Begriffe wie „Verantwortung
übernehmen“ oder „Opferrolle verlassen“ spielen ebenfalls eine Rolle, auf die wir hier aus Platzgründen nicht näher eingegangen sind.