Die Kaufpreis-Formel für Ihren Unternehmenswert: Methoden, Ansätze und Stellschrauben
Wer sein Unternehmen verkaufen möchte, fragt sich: Was kann ich realistisch verlangen? Die kurze Antwort: Der Kaufpreis ist kein einzelner Rechenwert, sondern das Ergebnis aus einer soliden Schätzung des Unternehmenswerts, weiteren preisbildenden Faktoren und Verhandlungen.
1) Welche Unternehmensbewertungsmethoden sind die gängigsten?
Im Kern gibt es drei Ansätze für die Bewertung Ihres Unternehmens:
Blick in die Zukunft (Ertragswertverfahren):
Es werden die Nettoerträge Ihres Unternehmens der folgenden fünf Jahre geschätzt und mit einem Kapitalisierungszinssatz abgezinst. Die Abzinsung erfolgt überwiegend mit Zinssätzen zwischen 10 und 12 %, bei kleineren Unternehmen kann die Abzinsungsfaktor auch höher sein. Je höher der Abzinsungsfaktor ist, desto niedriger wird der Unternehmenswert.
Blick auf andere Unternehmen (Multiplikatorverfahren):
Es wird entweder das EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) oder der Umsatz herangezogen und mit einem Faktor multipliziert. Diese Multiplikatoren werden für verschiedene Branchen regelmäßig veröffentlicht. Wenn der Kaufpreis mit einem Faktor bezogen auf den Umsatz ermittelt werden soll, ist zu beachten, dass die spezifische Ertragssituation des Unternehmens sich nicht auswirkt. Aus diesem Grund ist das Multiplikatorverfahren bezogen auf den EBIT eher der Normalfall.
Blick auf die Gegenwart (Substanzwertverfahren):
Hier wird die Summe der Verkehrswerte der mit dem Unternehmen zu veräußernden Vermögensgegenstände geschätzt. Davon werden die Schulden abgezogen. Der Substanzwert stellt eine Untergrenze für den Unternehmenswert dar und ist insbesondere dann ein Hilfswert, wenn die Ertragskraft schwach ist.
Meist nutzt man eine Mischung: Zukunftserfolg als Leitplanke, mit Marktvergleichen zur Plausibilisierung und einem „Vermögens-Reality-Check“.
2) Was beeinflusst den Kaufpreis zusätzlich?
Der Unternehmenswert ist kein Wert, der über eine Formel punktgenau ermittelt wird. Es gibt weitere individuelle Einflussfaktoren wie zum Beispiel:
- strategischer Nutzen für den Käufer: Wer klare Synergien sieht (z. B. gemeinsame Kunden, geteilte Verwaltung, besserer Einkauf), wird bereit sein, mehr zu zahlen.
- Wettbewerb und Timing: Mehr Bieter, gute Branchenstimmung und niedrige Zinsen erhöhen die Zahlungsbereitschaft.
- Risiken: Starke Abhängigkeit vom Inhaber, wenige Großkunden, offene Rechts-/IT- oder Compliance-Themen drücken den Preis. Saubere Prozesse, dokumentiertes Know-how und ein selbstständig laufendes Team heben ihn.
- Geld und Schulden: Häufig wird ein Preis „schuldenfrei“ gedacht. Vereinfacht: Vom Unternehmenswert werden Finanzschulden abgezogen; überschüssige Kassenbestände, Vorräte usw. können den Preis erhöhen.
- Zahlungsform: Neben der Einmalzahlung gibt es Ratenzahlungsvereinbarungen, Verkäuferdarlehen oder einen Earn-out (eine spätere Nachzahlung, wenn bestimmte Ziele nach dem Verkauf erreicht werden). Solche Bausteine helfen, unterschiedliche Erwartungen zu überbrücken.
3) Verkäufer- und Käuferblick sind verschieden
Verkäufer betonen gern Potenzial und Lebenswerk; Käufer konzentrieren sich auf gesicherte, wiederkehrende Erträge und Risiken. Daraus entsteht kein Punktwert, sondern ein Korridor. Wichtig ist, die eigene Wertstory mit Zahlen zu unterlegen: nachvollziehbare Planung, bereinigter Gewinn (Sondereffekte raus) und Belege für Wachstumstreiber.
4) Verhandlung
Eine gute Vorbereitung ist die halbe Miete: aktuelle Auswertungen, geordnete Unterlagen, klare Antworten auf typische Fragen, realistische Drei- bis Fünfjahresplanung. Ein strukturierter Prozess (z. B. mehrere passende Interessenten ansprechen) erhöht die Chancen auf einen besseren Preis. In der Verhandlung hilft ein Preiskorridor statt einer fixen Zahl – mit der Bereitschaft, über Earn-outs oder Raten den Weg zur Einigung zu ebnen.
Fazit: Der „richtige“ Kaufpreis entsteht aus Zukunftserfolg + Markt + Verhandlung. Wer sein Unternehmen gut vorbereitet, Risiken aktiv reduziert und den Nutzen für den Käufer klar herausarbeitet, erweitert den Preiskorridor nach oben – und kommt zu einem fairen, tragfähigen Ergebnis.